Charakterköpfe

Seit 2021 habe eine Auswahl von Marionetten des Basler Marionetten Theaters fotografiert. Die Arbeit im Studio habe ich vor Kurzem beendet. Jetzt bin ich mit der Gestaltung und dem Druck des Buches und mit der Vorbereitung der Ausstellung beschäftigt.

 

Alle Marionetten wurden als Portraits fotografiert. So konnte ich sie bzw. sie sich selber am besten in Szene setzen.


Die erste Serie entstand auf der Theaterbühne

Eine erste Serie von Marionetten konnte ich auf der Bühne des Marionetten Theaters im Zehntenkeller in Basel fotografieren. Das war die Covid-Zeit, als das Theater Zwangspause machen musste. Ich arbeitete mit einer mobilen Dunkelkammer vor Ort, die ich für jeweils zwei Tage einrichtete und danach wieder abbauen musste. Da ich jede Figur einmal auf Aluplatten als Tintypes und einmal auf Glasplatten als Negativ fotografierte, kamen an einem Tag zehn und mehr 20x25cm Platten zusammen, was meine Chemie sehr beanspruchte. Am Abend nahm ich das Silberbad mit nach Hause, um es auszutauschen oder aufzubereiten. Über Nacht musste ich auch neue Entwickler und Fixieren ansetzen und nach Bedarf auch das Kollodium ergänzen. Da das Kollodium besser einige Tage reifen sollte, bevor man es verwendet, habe ich alte und neue Chemie gemischt, um die Alterung zu simulieren.

Trotzdem konnte die Qualität der erzeugten Platten täglich variieren. Manchmal arbeitete die Chemie einwandfrei über eine ganze Serie, dann gab es wieder Tage, an denen Flecken und Unregelmässigkeiten bei der Entwicklung auftraten. Das Fogging, also die graue Schicht aus unbelichtetem Silber, die sich auf den Platten bildet ist ein häufiges Phänomen. Meistens entsteht es bei einer fehlerhaften Kombination von Belichtung und Entwicklungsdauer. Da die Entwicklung auf der Platte von Hand bloss 12 - 15 Sekunden beträgt, können solche Probleme sehr rasch auftreten. Ein Ausschuss von 30 - 50 Prozent der Aufnahmen war normal.

Vorgehensweise

Im Theater arbeitete ich mit meiner Bron Blitzanlage. Drei Blitze wurden eingesetzt. Mein Objektiv, ein Plasmatsatz von Hugo Meyer, schloss ich auf eine Blende von 8 (manchmal 11), um die Tiefenschärfe zu erhalten, die mir für die Portraits sinnvoll erschien. Ich blitzte 9 -12 mal für ein Tintype und ca. 20 mal für die Negative, die längere Belichtung und eine längere Entwicklung in schwächerem Entwickler erfordern. Die Glasnegative behandelte ich mit einer Verstärkerlösung, welche die Schwärzung erhöht und somit den Kontrast steigert. Für die Belichtung der historischen Positiv-Verfahren benötige ich wesentlich kontrastreichere Negative, als das für normale Silber-Gelatine-Prints erforderlich wäre.

Umzug ins Studio

Als die spielfreie Zeit endete und die Bühne nicht mehr zur Verfügung stand, durfte ich jeweils eine Gruppe von bis zu 12 Figuren ins eigene Studio mitnehmen. Dort herrschten kontrolliertere Bedingungen bezüglich der Chemie. Die letzten Figuren wurden im Dezember 2023 aufgenommen und ich konnte diesen Teil des Projektes abschliessen.

Ausstellung 2024

Am 3. Mai 2024 wird die Ausstellung eröffnet. Eine Auswahl meiner Bilder wird zusammen mit einigen Marionetten in der Galerie «Kulturreferenz» am Kleinbasler Rheinufer ausgestellt. Gleichzeitig wird das Buch «Charakterköpfe» erscheinen. Es wartet also noch viel Arbeit auf mich.

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Papier-Negative Teil 4: Erste Erfolge